Ist scharfes Essen gesund?

Der Effekt von Chili, Knoblauch & Co.

Die Meinungen gehen auseinander: Manche betonen die gesundheitlichen Vorteile , andere behaupten, scharfes Essen reize Magen und Speiseröhre. Was stimmt denn nun?

Der Wirkstoff, der für den scharfen Geschmack in Chili und Paprika verantwortlich ist, nennt sich Capsaicin.

Die Wirkung von Capsaicin

Lustig: Capsaicin ist völlig geschmacklos, reizt jedoch die Nervenenden, die normalerweise Wärmeimpulse wahrnehmen. Wir empfangen dann ein Schmerzsignal und nehmen das scharfe Essen als Schärfe wahr.

Der Körper schüttet als Beruhigung und Antwort auf den Schmerz Endorphine aus. Diese Glückshormone können eine entspannende Wirkung auf den Körper haben – und dich *surprise surprise* glücklich stimmen.

Scharfe Lebensmittel haben außerdem eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung, neben Chili auch bspw. Zwiebeln, Knoblauch und Lauchgewächse. Bei Krankheiten wie Rheuma und Arthrose kann das einen positiven Effekt haben. Auch für die Mundhygiene ist scharfes Essen von Vorteil, da das den Speichelfluss anregt – der natürliche Reinigungsprozess der Mundhöhle.

Scharfes Essen kurbelt außerdem die Verdauung an: Italienische Wissenschaftler führten in Bologna eine Untersuchung durch, in der Menschen, die unter Verdauungsstörungen leiden, eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden, wie etwa Verstopfung, durch eine mehrwöchige Einnahme von Paprikapulver erzielen konnten. Paprikapulver! Das findet sich bestimmt auch zwischen den Gewürzen in deiner Küche.

Ein anderer Test an der University of Tasmania in Australien konnte nachweisen, dass scharfes Essen – in diesem Fall Chili – den Insulinspiegel reguliert. Ein konstanter Blutzuckerspiegel hilft bei der Gewichtreduktion und beugt diversen Krankheiten vor, bspw. Diabetes Typ 2.

Stichwort Gewichtsreduktion: Scharfes Essen kann einen verstärkenden Effekt auf die Umwandlung von Kalorien in Wärme haben – also den Kalorienverbrauch erhöhen. Ist man Schärfe nicht gewohnt, lässt man sich beim Essen zudem mehr Zeit und erreicht mit geringeren Mengen seine Sättigungsgrenze.

Capsaicin wirkt gefäßerweiternd, sorgt dadurch für eine bessere Durchblutung und bringt den Kreislauf in Schwung. Indem es auch die Schleimhäute im Mund besser durchblutet, werden die Geschmacksrezeptoren sensibilisiert. Schärfe wirkt also als Geschmacksverstärker.

Scharfes Essen sorgt für Schweißausbrüche und Hitzeempfinden. Anders als man zunächst annehmen würden, ist dieser Effekt insbesondere in heißen Ländern von Vorteil. Durch das Schwitzen wird die Körpertemperatur nämlich gesenkt.

Auch bei Erkältungen kann Capsaicin helfen. Der Wirkstoff sorgt dafür, dass sich Schleim in den Bronchien besser löst und das vermehrt Nasensekret gebildet wird. Die Erreger werden so effektiver ausgespült.

Die positiven Effekte von scharfem Essen auf einen Blick
  • Schüttet Endorphine aus
  • Wirkt antibakteriell und entzündungshemmend
  • Gut für die Mundhygiene
  • Verdaaung wird angekurbelt
  • Reguliert den Insulinspiegel
  • Hilft bei Gewichtsreduktion
  • Sorgt für eine bessere Durchblutung
  • Fungiert als Geschmacksverstärker
  • Kühlt und wärmt gleichzeitig
  • Hilft bei Erkältung

Wann ist scharfes Essen schädlich?

Scharfes Essen kann ungesund werden, wenn Magenprobleme bereits vorliegen: Da durch das Capsaicin u.A. die Produktion der Magensäfte angekurbelt wird, können Beschwerden wie Sodbrennen verstärkt werden. Chronisches Sodbrennen wiederum kann die Entstehung von Speiseröhrenkrebs begünstigen. Neben jahrelangem Rauchen und Alkoholkonsum steht der Verzehr sehr scharfer Speisen über lange Zeiträume tatsächlich auf der Liste der Ursachen von Speiseröhrenkrebs.

Auch Magenschmerzen, Durchfall und Gastritis können die Folge sein, wenn ein empfindlicher Magen scharfes Essen verarbeiten muss. Des Weiteren wird ein möglicher Zusammenhang von Blasenirritationen bis hin zur Blaseninkontinenz und übermäßigem Verzehr von scharfen Gewürzen diskutiert.

Die Negativen Effekte von zu scharfem Essen auf einen Blick
  • Übelkeit
  • Sodbrennen
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Magen und Darmkrämpfe
  • Luftnot
  • Kreislaufzusammenbruch
  • Extreme Entzündungen der Magen und Darmschleimhäute
  • Totaler Zusammenbruch bis hin zu Koma
  • Herz Kreislauf Versagen
  • Tod

Fazit

Die Frage: „Ist scharfes Essen gesund?“ könnt ihr euch wohl nun selbst beantworten. Wie für so vieles im Leben gilt auch hier: In Maßen genießen und auf den eigenen Körper hören.

Menschen mit empfindlichem Magen sollten weniger scharfe Lebensmittel zu sich nehmen. Bei Reizmagen, Entzündungen & Co. bitte vorher mit dem Facharzt abklären, ob scharfes Essen verzehrt werden darf.

Dann kann scharfes Essen einen durchaus positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben – sofern es denn schmeckt.

Ps.: Und bitte nicht an Schärfe-Wettessen teilnehmen!

Quellen

BfR: Zu scharf ist nicht gesund – Lebensmittel mit sehr hohen Capsaicingehalten können der Gesundheit schaden, 2011
CVUA Karlsruhe: Chilisaucen und Oleoserine mit extremen Schärfegraden, 2011
gesundheit.de: Scharfes Essen – ruhiger Magen?, 2019

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